Kennt ihr das? Ihr lauft durch die Stadt oder fahrt übers Land und plötzlich riecht ihr einen bekannten Duft…ich hab da so einige Düfte auf Lager.
Und nein, das wird kein Vortrag über Aromatherapie oder so…hier geht’s ums wahre Leben 😉
Zum einen ein Duft aus meiner Jugend – NIVEA Haarwäsche….heyyyy lacht nicht…ich komme aus dem Osten und wir hatten doch nichts….;) – naja wir hatten wirklich nicht sooo tolle Shampoos. Hmmmm aaaaber ich hatte das große Glück, dass wir immer mal nette Päckchen aus dem Westen bekamen – hach…welcher Duft denen innewohnte – es war die Reinheit…jaaaa der Duft der Reinheit…aber zurück zur schnöden Haarwäsche … und meinem dazugehörigen Gefühl…wenn ich das Shampoo rieche, fühle ich mich 15 Jahre jung, gesund und vor allem fit wie ein Turnschuh.
Ich hab da ja noch mehr… es gibt einen Urlaubsduft – der riecht nach Wasser, vermoderter Erde, Fisch und Sonnencreme – himmlisch, vielleicht kann das mal einer als Raumduft erfinden 😉
Und dann kenne ich noch den Geruch von frisch geschnittenem Beton – da bekam ich regelmäßig richtige Beklemmungen. Und wisst ihr warum? Ich ging in einen Kindergarten der direkt neben einem Betonwerk lag und ich hasste es in den Kiga zu gehen, ich hatte jeden Tag große Angst, dass meine Eltern mich dort nicht wieder abholen würden – und überhaupt, das Essen schmeckte auch nicht.
Lange Zeit hatte ich noch mehr Gerüche, welche ein eher negatives Gefühl in mir hervorriefen – wobei die guten Düfte immer überwogen.
Warum schreibe ich das eigentlich alles auf??
Als ich begann immer wacher durch die Welt zu schlendern wurde mir auch immer bewusster, dass wir alle die Summe unserer Erfahrungen sind und dass wir gern einige unserer Erfahrungen nicht gemacht hätten oder gern vergessen würden oder auch sogar vergessen haben.
Ein altes Sprichwort sagt, dass die Zeit alle Wunden heilt – mh…neee also ich finde das nicht – ich denke, dass wenn wir uns mit unserer Vergangenheit ernsthaft auseinandersetzen und sie wirklich lernen anzunehmen, sie uns dann nicht mehr kirre macht – um in einem Bild zu sprechen – der Betongeruch ist dann ein Betonduft und du erinnerst dich gern an den Kiga zurück und kannst dankbar sein.
Orrrr neeee das klingt alles so leicht, aber gemacht ist das schwer – denkt jetzt der eine oder andere.
Naja was soll ich sagen, es wird dann leicht, wenn wir es zulassen, diese vermeintlich unguten Gefühle auch mal das sein lassen was sie sind…nämlich, dass wir sie ernsthaft fühlen.
Ich nutze wieder das Beispiel des Betongeruchs bzw. Betondufts. Entweder ihr begebt euch an einen Ort wo ihr sicher diese Düfte reichen könnt oder ihr seid in der Lage euch zu erinnern. „Leichter“ ist es wenn ihr es wirklich riechen könnt und jetzt kommts, werdet innerlich still und fühlt mal rein in euch, fühlt ihr die Enge, das sich zuschnüren der Kehle, den Druck auf eurem Herzen, die Panik die aufsteigt, den Drang wegzulaufen…??? Spürt ihr es??? Geht tiefer….lasst es zu – kommt noch ein Gefühl? Könnt ihr es spüren?
Und jetzt genießt es, ja klingt komisch, aber genießt es – ihr seid jetzt erwachsen, ihr kennt Genuss. Schmückt euch mit all den Gefühlen die sich euch zeigten, liebt sie, seid dankbar, dass ihr fühlen könnt – und uiiii ihr merkt, hey ich hab überlebt. Es trennt euch von nichts, es gehört zu euch, es ist ein Teil von euch – ihr seid geliebt.
Probiert es aus, wenn ihr mögt….seid allerdings gewarnt, es könnte klappen und dann habt ihr auf einmal einen Grund weniger zum Jammern 😉
Eure Katharina