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Ist Wut ungelebte Traurigkeit?

Ist das so? Oder ist Wut einfach nur Wut – mal laut – mal nach innen gerichtet?

Wo kommt sie her, warum macht sie sich in uns breit und sucht sich dann ein Ventil?

Hat Wut auch was mit Mut zu tun?

Fragen über Fragen…

Wie ging und wie gehe ich heute mit Wut um?

Ja ich hab sie auch noch – die Wut, wir sind schon bissl Freunde geworden, aber manchmal wirft sie mich auch noch aus der Bahn.

Dann, wenn ich getriggert werde und ein Thema aufpoppt was noch unbearbeitet ist.

Ein kleines Beispiel:

Der Jüngste kann mittlerweile Abends paar Stunden alleine bleiben, er pubertiert und hat irgendwie IMMER Hunger – soweit alles gut und vollkommen normal… aaaaber, wenn er sich überlegt, dass er in MEINER Küche frische Pommes FRITTIEREN muss und sich das Oel nicht nur in der gesamten Küche, auf dem Boden und bis ins Wohnzimmer zieht….dann, dann bekomme ich Schnappatmung!

Vor allem, wenn ich mit dem Besuch, den ich seit 20 Jahren nicht gesehen hatte heimkomme und uns der Geruch von heißem Fett schon an der Haustür entgegenschlägt, das Kind erklärt, dass das heiße Oel im WASCHBECKEN entsorgt wurde und ich nicht senkrecht durch die Decke starten kann – eben, weil der Besuch dabei ist…. bleibt mir nur übrig konstant zu atmen, ein und aus und aus und ein…

Was hat mich getriggert?

Ich putze nicht gern und ich mag keinen klebrigen Dreck…isses so einfach?? Nein!

Was wars dann? –  keinen Bock auf Putzen, den Geruch im Haus UND dass er mal wieder nicht gehört hat, sich überschätzt hat UND nicht sauber gemacht hatte.

Hier kommen wir der Sache schon näher – das Kind tat NICHT wie ihm geheißen wurde…

Die Regeln wurden nicht befolgt…gabs Regeln zum Frittieren im Haus?

Nein, zu dem Zeitpunkt gab es keinerlei Frittierregeln… das konnte er also nicht wissen, wobei ich davon ausging, dass es ihm klar wäre…

Das Ende vom Lied, meine Cousine beruhigte mich – ihre Jungs machen sowas ständig – ich erklärte dem Jüngsten, dass wir im Garten frittieren MIT Erwachsenen, oder Backofenpommes machen und dass das gefährlich ist.

Meine Wut bekam ausreichend Raum und wir konnten darüber sprechen – er kennt nun die Regel.

Und wenn ich tief in mich rein höre ist das eine kleine Traurigkeit die das Dilemma nicht hat sehen kommen – oh ich fühle mal noch tiefer – es ist eine Enttäuschung – und zwar betraf die mich selbst – der Jüngste hats mir nur gezeigt. Kommunikation ist eben alles!

Interessant!

Jetzt bin ich mal gespannt was als nächstes kommt:

Achtung – Wut durch dir widerfahrene Ungerechtigkeit!

Das kennt jeder oder?  Boar – da steigt sie gleich in mir hoch – und fühlt sich wie ein Klumpen in der Magengegend an. Fühlt mal rein – geht’s euch auch so?

So ein fieser Druck, den man am liebsten gleich ausspeien möchte.

Nun sind die Menschen ja nicht alle gleich, die einen speien die Wut gleich raus, andere lassen sie in ihrem Körper und werden ggf. krank und wieder andere neigen zur Hinterlist und wollen sich rächen…

Man kann jetzt zu jeder Herangehensweise eine Meinung haben und in die Bewertung gehen – kann man, muss man aber nicht, denn jeder ist für sich selbst verantwortlich und darf seinen eigenen Weg finden. Aber ich schweife ab…

Wie gehe ich mit meiner Wut um, die durch Ungerechtigkeiten in mir aufkommt?

An guten Tagen ist das ganz leicht – dann kann ich mich innerlich zurücklehnen und mir selbst erklären, dass auch ich schon das eine oder andere Mal ungerecht war und mir selbst vergeben – so fällt es mir leichter den anderen zu verstehen und ihn so sein lassen zu können.

Aber an schlechten Tagen bringt mich sowas auf die Palme und ich möchte austicken, verbal um mich schlagen, Türen knallen, weglaufen, schreien vor Wut, heulen, u.v.m..

Und dann?? Kann ich mich selbst so aushalten? Kann ich es als Teil meiner Selbst annehmen? Kann ich selbst den Raum für mich halten?

Kann ich die Wut und die darunterliegende Traurigkeit annehmen – in den Arm nehmen?

Es gibt Situationen da sind wir der Willkür des Moments ausgeliefert – dann können wir wütend sein was das Zeug hält, wettern und meckern – bringt das was? Meistens nicht – also so gar nicht nichts.

Dann könnten wir mutig werden, ein Gespräch suchen, um den anderen zu verstehen oder nur um ein Missverständnis aufzuklären. Oder wir könnten mutig werden und klare Grenzen ziehen und vorleben, wie wir es gern haben wollen. Ja und manchmal müssten wir mutig werden und uns trennen…

Manches Mal und immer öfter gelingt es mir dem anderen Raum für seine Wut zu geben. Es gelingt mir dann, wenn Liebe im Spiel ist – meine Söhne und mein Partner sind da eine wundervolle Lerneinheit. Deren Wut kann ich aushalten – sie können mich anschreien, toben, heulen, Rückzug…all das kann ich (aus)halten, ich bin ihr Prellbock – weil ich sie liebe und sie so sein dürfen, wie sie sich gerade fühlen.

Denn tief in mir drin fühle ich, wie hilflos und traurig sie in dem Moment sind, wobei sie doch so stark sein wollen.

Das Schönste ist, dass wir, wenn die Wolken verzogen sind, vollkommen entspannt zur Tagesordnung übergehen können und ich manchmal 1h später nicht mehr weiß, was das Problem war – es hat gehen können.

Wut ist eine Emotion, wie die Angst oder Freude (ok, Freude haben wir alle gern) – jede Emotion in uns möchte gesehen und geliebt werden, wenn wir eine wegdrücken, tief in uns vergraben kommt sie immer wieder hoch – solange bis sie gesehen und angenommen wird.

Oft treffen wir auf Menschen, im nahen Umfeld, die uns helfen, dass das Verborgene nach oben kommen kann und gesehen, angenommen und geliebt wird.

Wenn wir unsere Mitmenschen als Geschenk betrachten, dass sie uns helfen (bewusst oder unbewusst), fällt uns vielleicht der Umgang mit dem Einen oder Anderen leichter.

Ich hab noch eine – Wut auf uns selbst!

Autsch, die ist krass oder? Da kommt so ein Schamgefühl mit auf, kennt ihr das?

Ihr wart nicht gut genug, ihr wart nicht klug genug, nicht taff genug, euch fallen erst Tage später die passenden Antworten ein…

Und dann, dann werdet ihr wütend auf euch selbst… es ist auch komplett schräg, sich selbst anzuschreien, zur Schnecke zu machen, sich selbst zu ignorieren – so wie, püh…ich gugg mich nicht mehr morgens im Spiegel an…

Ich glaube das ist die gemeinste Wut überhaupt, denn sie richtet sich gegen dich selbst und die ist es, die krank macht, denn sie kann nicht projiziert werden – hier hilft schreiben, schreibs auf, lass es raus… du musst es niemanden zeigen, du kannst es verbrennen – aber lass es raus, gib der Wut auf dich selbst Raum – immer und immer wieder. Und dann lerne, lerne für dich selbst einzustehen, sei reflektiert und steh gerade – was du dir gibst, gib auch den anderen – halte den Raum, wenn du kannst.

Was ich schreibe hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Richtigkeit – es handelt sich um meine persönliche Sichtweise und meine Erfahrungen.

 

Fröhliche Grüße

Katharina

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